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Internationale „Postkarten & Künstlerkarten“ in der Galerie Arkade

Thema: Ausstellungen
Zeitspannen:
  • 04.11.1978 — 30.11.1978
Künstler:innen:
  • Robert Rehfeldt
  • Rolf Staeck
  • Klaus Staeck
1978 fand erstmalig eine Ausstellung mit Mail Art von internationalen Künstler:innen in der DDR statt.
Cover des Ausstellungskatalogs, Galerie Arkade 1978.
Cover des Ausstellungskataloges, Galerie Arkade 1978.

„Postkarten & Künstlerkarten“, Galerie Arkade, Ost-Berlin, 04.-30.11.1978

Gastbeitrag von Josephine-Marie Rauer

1978 präsentierte die staatliche Galerie Arkade des Staatlichen Kunsthandels in Ost-Berlin unter der Leitung von Klaus Werner (1940-2010) zum ersten Mal internationale Mail Art in der DDR in der Ausstellung „Postkarten und Künstlerkarten“. Robert Rehfeldt (1931-1993), einer der bekanntesten Mail Art Künstler der DDR und Rolf Staeck (1943-), Bruder des in Westdeutschland tätigen Künstlers und Verlegers Klaus Staeck (1938-), waren maßgeblich an der Organisation beteiligt. Ein großer Teil der 1600 gezeigten Werke waren historische Karten, die einen Überblick seit den Anfängen der Ansichtskarte im 19. Jahrhundert geben sollten.

Einem von Rolf Staeck entworfenen Aufruf zur Teilnahme folgten zahlreiche Künstler:innen, so dass rund 450 Karten, die die zeitgenössische Mail Art Szene der 1970er repräsentierten, ausgestellt werden konnten. Die Staatssicherheit der DDR beobachtete Klaus Werners Projekte sowie große Teile der Mail Art-Szene mit Argwohn. Werner hatte daher die Idee, durch den kunsthistorischen Aspekt der Ansichtskarten die zeitgenössischen Mail Art-Werke gewissermaßen „unter dem Radar“ in die Ausstellung zu integrieren und somit eine Duldung der Präsentation zu erreichen. Trotzdem wurde die Staatssicherheit auf das Projekt aufmerksam: In Rolf Staecks Stasi-Akte wird der Ausstellung ein „antisozialistischer Charakter“ zugeschrieben und die Verbindung zu seinem Bruder in der BRD als feindlich eingestuft. Dies führte letztendlich auch dazu, dass Klaus Werner 1981 als Leiter der Galerie gekündigt und diese daraufhin geschlossen wurde.

Dennoch schafften es Karten von Künstlerinnen wie Peter Below (BRD, 1949-), Julien Blaine (Frankreich, 1942-), Graciela Gutierrez Marx (Argentinien, 1945-2022) und Bálint Szombathy (ehem. Jugoslawien, 1950-) nach Ost-Berlin. Es wurden Karten aus Postkarteneditionen sowie Unikate eingesendet. Aber auch Karten von unbekannten Absenderinnen fanden Platz in der Ausstellung. An der Postkartenaktion der Galerie Arkade wird deutlich, welche bedeutende Rolle Mail Art für den kreativen Austausch von Künstlerinnen der DDR mit internationalen Kolleginnen eingenommen hatte. Das Netzwerk um Robert Rehfeldt und die Brüder Staeck ermöglichte den Beteiligten den Dialog über kritische Themen. So finden sich in dem Postkartenkonvolut aus der Galerie Arkade, welches sich heute im Kupferstich-Kabinett Dresden befindet, Arbeiten zu Themen wie Umweltschutz, Kritik an bürokratischen Institutionen, Krieg und Militarismus sowie Warenfetischismus.

 

Josephine-Marie Rauer ist Kunsthistorikerin. Seit 2021 ist sie im Kupferstich-Kabinett Dresden im Ressort für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts tätig.

 

Einige Karten aus dem Konvolut waren vom 10.11.2023 bis 18.02.2024 in der Ausstellung „Postkartenkilometer. Künstlerkarten in Europa von 1960 bis heute“ im Kupferstich-Kabinett Dresden zu sehen: https://kupferstich-kabinett.skd.museum/ausstellungen/postkartenkilometer-kuenstlerkarten-in-europa-von-1960-bis-heute/

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