- 1979–1980
- Martha Ketsela
- Demmelash Adal
- Ejigayehu Tesfaye
In den späten 1970er Jahren erfolgte eine diplomatische Annäherung zwischen Äthiopien und der DDR, die ein Kulturabkommen (1977) mit sich brachte. Es beinhaltete die Vereinbarung, den zwischenstaatlichen Austausch auch durch Kunstausstellungen zu stärken.
Gleich zu Beginn der (kultur-)politischen Annäherung ging der hochrangige SED-Politiker Werner Lamberz auf eine Rundreise durch Ostafrikanische Staaten und besuchte dabei auch eine Kunstausstellung in der Stadthalle von Addis Abeba. Aus Dokumenten, die im Bundesarchiv überliefert sind, geht hervor, dass Lamberz von den dort mit-ausstellenden Künstlerinnen Ejigayehu Tesfaye und Martha Ketsela und dem Künstler Demmelash Adal angesprochen wurde. Sie sollen Lamberz auf die Möglichkeit einer Ausstellung und eines Studiums in der DDR angesprochen haben. Noch im selben Jahr reisten Adal, Ketsela und Tesfaye nach Ostberlin, um die erste Ausstellung im Rahmen der kulturpolitischen Beziehungen beider Staaten zu eröffnen.
Mit dem Titel Junge Kunst aus Äthiopien sollte auf neuere künstlerische Entwicklungen im sich politisch neu orientierenden Äthiopien verwiesen werden – Revolten der Zivilgesellschaft gegen das marode Kaiserreich führten 1974 zur Gründung einer sozialistischen Volksrepublik, die sich mit der Zeit jedoch zu einer gewaltvollen Militärdiktatur entwickelte. Ein Verweis auf die Umbruchsstimmung dürfte auch von dem Gemälde Revolution No. 1 ausgehen, das der Künstler Demmelash Adal 1976 schuf und das vom Ministerium für Kultur der DDR angekauft wurde. Heute befindet es sich im Bestand des Kunstarchivs Beeskow beim Museum Utopie und Alltag.
Insgesamt umfasste die Ausstellung 65 Werke, überwiegend Gemälde und Grafiken. Organisiert wurde sie durch das Ministerium für Kultur der DDR und das Ministerium für Kultur und Sport des Sozialistischen Äthiopien.
Zeitungsartikeln zufolge stieß die Ausstellung beim Berliner Publikum auf großes Interesse und stellte einen „Beitrag zur Entwicklung und Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen der DDR und Äthiopien“ dar. (zit. nach Drei äthiopische Maler stellen in Berlin aus, Nationalzeitung Berlin vom 14.07.1978) Die Wortwahl macht die neuere diplomatische Annäherung und das Motiv der Ausstellung deutlich. Dies wurde auch durch eine Rezension der Kunsthistorikerin Ariane Beygang ersichtlich:
„Heute sind die Künstler der jungen Republik noch auf der Suche nach einem eigenständigen Kunststil. Die Regierung unterstützt dabei alle Bestrebungen zur Pflege des reichen äthiopischen Erbes und der Förderung einer revolutionären Kunst. In dieser Zeit des Kampfes der fortschrittlichen Kräfte gegen die Konterrevolution und der tiefgreifenden sozialen Veränderungen innerhalb des Landes ist das Leben vieler äthiopischer Künstler eng mit der revolutionären Gegenwart verknüpft. Themen und Motive vieler Gemälde lassen das erkennen.“ (zit. nach Beygang, Ariane: Gedanken über die Zukunft. Werke von drei äthiopischen Künstlern in einer Berliner Ausstellung, in: Neue Zeit, 25.07.1978)
Während ihres Aufenthaltes hatten die Künstler:innen ein eng getaktetes Begleitprogramm. Sie reisten an verschiedene Orte der DDR und besuchten unterschiedliche Institutionen und Ateliers.
Zwei Jahre später kehrten die Künstlerin Martha Ketsela und der Künstler Demmelash Adal für ein Praktikum an der Hochschule für Bildende Künste Dresden zurück. Auch Ejigayehu Tesfaye besuchte im Jahr 1980 die DDR erneut, gemeinsam nahmen sie an der internationalen Biennale für Grafik, der Intergrafik 80, teil.