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Indien und Nepal - Fernreisen und ein Workshop in Mecklenburg

Thema: Reisen
Zeitspannen:
  • 1986
  • 1987
  • 1989
Künstler:innen:
  • Winfried Wolk
  • Mario de Miranda
  • K.V. Haridasan
  • Jatin Das
  • Rainer Herold
  • Andreas Krüger
  • Manfred Paul
  • Hans Wolfgang Siegenbruk
Der Grafiker und Maler Winfried Wolk reiste mehrfach nach Indien und organisierte einen Workshop mit indischen Kollegen in Mecklenburg.
Interview mit Winfried Wolk am 23. Juni 2022 in Gädebehn

Winfried Wolk (geb. 1941) studierte nach einer Ausbildung zum Schriftsetzer Grafik und Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, bei Werner Tübke, Hans Mayer-Foreyt, Bernhard Heisig und Wolfgang Mattheuer. Im Studium reiste er im Rahmen eines Studierendenaustauschs mit der Kunsthochschule in Tbilissi nach Georgien. Nach seinem Diplom 1969 begann Wolk freiberuflich zu arbeiten und siedelte nach Mecklenburg über. 1984 konnte Wolk eine Studienreise nach Kuba unternehmen.

1986 reiste Wolk gemeinsam mit dem Schriftsteller Richard Christ (1931-2013) nach Indien und Nepal. In diesem Rahmen leitete er den Workshop Ätztechniken in der Radierung an der Hindi University, Varanasi und stellte 16 Radierungen in der Royal Nepal Academy, Kathmandu, aus.

Interview mit Winfried Wolk am 23. Juni 2022 in Gädebehn

Eine zweite Studienreise nach Nepal und Indien folgte 1987, befördert durch Peter Somburg, den Leiter der Abteilung Asien, Afrika, Lateinamerika im Ministerium für Kultur. Auf dieser Reise erhielt Wolk die Möglichkeit, 50 von der ersten Reise inspirierte Arbeiten in Räumen der Royal Nepal Academy, Kathmandu, auszustellen und einen weiteren Workshop zu Ätztechniken in der Radierung zu geben.

Interview mit Winfried Wolk am 23. Juni 2022 in Gädebehn

1988 organisierte und leitete Winfried Wolk einen bilateralen Workshop mit Künstlern aus Indien und der DDR im mecklenburgischen Dorf Dümmer. Die Workshopteilnehmer waren: Jatin Das (geb. 1941) https://www.jatindas.com/, Mario de Miranda (1926–2011) und K.V. Haridasan (1937-2014), Rainer Herold (geb. 1940), Andreas Krüger (geb. 1960), Manfred Paul (geb. 1942), Hans Wolfgang Siegenbruk (geb. 1936). Vom 27. August bis 23. September 1988 lebten und arbeiteten die Künstler gemeinsam in einem Ferienheim in Dümmer. 1989 folgte für Winfried Wolk die dritte Indienreise zur Fortsetzung des bilateralen Workshops mit Künstler:innen aus Indien und der DDR in Lucknow.

Winfried Wolk war in der CDU und im Verband Bildender Künstler politisch aktiv. 1988 legte er aus Protest gegen die Einmischung der Schweriner SED-Kulturpolitiker:innen in die Personalentscheidungen des Künstlerverbandes alle Funktionen im Verband Bildender Künstler nieder. Er beantragte ein Visum zur längerfristigen Ausreise aus der DDR. In den Anfangsjahren seiner freiberuflichen Tätigkeit wurde Wolk von der Staatssicherheit als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) verpflichtet. Der Abschlussbericht der IM-Akte zeigt sein Widerstreben gegen diese Vereinnahmung durch den Staatsapparat: BSTU 000117, Anlage 4; 5.10.1989 (Abschlussbericht IM-Akte):
„Die inoffizielle Zusammenarbeit gestaltete sich kompliziert und trägt vorwiegend
den Charakter von Aussprachen. [...] Die Zusammenarbeit erbrachte bisher keine
operativ-relevanten Informationen. Auf seine politische Haltung konnte nur geringer Einfluss ausgeübt werden.“ Wiederholt wurde auch gegen Wolk in der Operativen Personenkontrolle (OPK) Grafiker ermittelt.

1989 wurde Wolk während einer Ausstellung seiner Arbeiten in Aachen, vom ZDF zu einem Gespräch zur Lage in der DDR gebeten. Dieses Gespräch, in dem Wolk seine Befürchtungen einer blutigen Niederschlagung der Proteste nach Pekinger Vorbild äußerte, ging um die Welt und auch ein indischer Kollege äußerte seine Anerkennung.

Winfried Wolk hat über seine Indien und Nepalreise ein Buch verfasst:

Winfried Wolk: Vom ungewissen Reisen ins Ungewisse – Reisebilder aus Indien und Nepal. Kerber Verlag Bielefeld 2012.

Artikel aus der Zeitung NEUE ZEIT 17. September 1988
Artikel über den Workshop in Dümmer aus der Zeitung NEUE ZEIT 17.09.1988
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