Die Grafikwerkstatt Dresden – von 1958 bis heute
- 1958
„Die Druckwerkstatt war damals nicht nur eine für die Künstler sonst nicht vorhandene Möglichkeit, selbst Grafiken zu drucken und von erfahrenen Kollegen Anleitung zu bekommen, sondern sie entwickelte sich auch zu einem Ort, wo man erfuhr, was nicht im Verbandsblatt und auch nicht in der Zeitung stand. Das Misstrauen der Obrigkeit war durchaus berechtigt.“ (Werner Wittig, zit. nach dem Katalog "Grafikwerkstatt Dresden. 1958–2008")
Welche Druckmöglichkeiten ihnen nach dem Studium zur Verfügung stehen würden, fragten sich vier ehemals Studierende und gründeten 1958 aus eigener Initiative und in Zusammenarbeit mit dem Verband Bildender Künstler der DDR (VBK) eine Druckwerkstatt für freie Grafik. Über drei Orte in Dresden und über 600 Kunstschaffende zählt die Grafikwerkstatt Dresden mittlerweile zu ihrer Geschichte. Sie zog von der Goetheallee über die Berliner Straße bis zum heutigen Standort in den Technischen Sammlungen auf der Junghansstraße.
Die Werkstatt verfügt auf 600 m² heute über eine einzigartige Druckausstattung, mit vorrangig historischen Druckpressen, eingerichtet für zeitgenössische Anwendung und ergänzt mit moderner Technologie. Das Angebot umfasst Tiefdruck, Steindruck, Hochdruck, Algrafie und Fotografie. Die Werkstatt nimmt Aufträge entgegen aber versteht sich auch als Ort der Begegnung, in dem Künstler:innen in engem Austausch zusammenarbeiten. Als kommunale Werkstatt liegt den Zuständigen auch an einem niedrigschwelligen Zugang für Interessierte und der Förderung von Kunstschaffenden in der Region. Die vorhandene Grafiksammlung umfasst inzwischen über 40.000 Belegdrucke.
Die heute umfangreichen internationalen Austauschprogramme der Werkstatt beruhen auf einer Vorgängerversion zu Zeiten der DDR. Damals durch den Rat der Stadt Dresden initiiert und durch die Dresdner Bezirksorganisation des VBK (Verband Bildender Künstler der DDR) veranstaltet, kamen ab 1977 alle zwei Jahre internationale Gäste zur 'Internationalen Grafikwerkstatt der DDR', um das Angebot des Ortes zu nutzen. Die Beteiligten kamen unter anderem aus Finnland, Dänemark, der Volksrepublik Polen und von der Palestinian Liberation Organization, aber auch aus der BRD. Im Rahmen von 2-4 Wochen entstanden unter einem Motto (Bspw. 'Dresden - das Gesicht einer Stadt', 1979) neue druckgrafische Arbeiten, die in einer gemeinsamen Ausstellung mit Dresdner Kunstschaffenden präsentiert wurden. Interessant ist hierbei das damals große Interesse aller Beteiligten während Atelierbesuchen, Ausstellungen und Vorträgen miteinander über die Landesgrenzen zu blicken. Kunst aus der Zeit zeigt wiewohl doch außerordentlich lebendige internationale Orientierung bestand – trotz geschlossener Grenzen.
Zum fünfzigjährigen Jubiläum der Werkstatt entstand der Katalog "Grafikwerkstatt Dresden. 1958–2008", herausgegeben von Peter Stephan und Torsten Leupold. Grafikwerkstatt Dresden, 2008.